Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Vahl, lieber Christian, sehr geehrter Herr Innenminister Ebling, sehr geehrte Vorstandsmitglieder der Initiative Römisches Mainz, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Gäste,
ich freue mich sehr, dass ich heute beim Sommerfest der Initiative Römisches Mainz dabei sein kann. Vielen Dank für die Einladung!
Mit dem Innenhof des Landesmuseums haben Sie sich einen perfekten Ort für dieses Sommerfest ausgesucht. Ein passendes Ambiente im Herzen unserer schönen Stadt und umgeben von faszinierender Geschichte. Einen wichtigen Part nehmen dabei selbstverständlich auch die Römer und die römische Vergangenheit von Mainz ein.
Das römische Mainz, Mogontiacum, war in der Antike ein wichtiger Ort. Der Ursprung der Stadt war das Legionslager, das Castrum, an strategischer Stelle auf der Anhöhe gegenüber der Mainmündung. Von hier aus entwickelte sich Mainz nach und nach zum militärischen und später auch zivilen Zentrum der Region. Häufig waren in Mainz die Hauptquartiere errichtet worden für weitere kriegerische Angriffe. Schnell bildeten sich auch Siedlungen mit Handwerkern und Kaufleuten sowie Häfen direkt am Rheinufer, um die Quartiere herum.
Über 2 Jahrhunderte dauerte die Blütezeit von Mainz in der römischen Zeit. Das Ende begann, als die Germanen mit der Zeit immer weiter vordrangen und nach diversen Angriffen auch von anderen Stämmen der Verfall des römischen Mainz etwa zu Beginn des 5. Jahrhunderts eingeläutet wurde.
Nichtsdestotrotz haben die Römer während ihrer Zeit in Mainz wichtige Akzente gesetzt und im wahrsten Sinne des Wortes Spuren hinterlassen. Das gilt zum Beispiel für den Wein. Es gibt sehr starke Indizien, dass es die Römer waren, die den Wein in unsere Gegend gebracht und hier mit dem Weinanbau begonnen haben. Man könnte also sagen: ohne die Römer wären Mainz und Rheinhessen heute nicht Great Wine Capital.
Unsere Stadt ist nicht nur liebens- und überaus lebenswert, sondern auch bekannt. Viele Menschen in Deutschland und darüber hinaus verbinden etwas mit Mainz – unseren Dom, Johannes Gutenberg, den Rhein, die Fastnacht, das ZDF und die Mainzelmännchen, den Wein oder Mainz 05, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Leider ist es so, dass bis heute nur die wenigsten Mainz mit den Römern verbinden bzw. von der langen und bedeutenden römischen Historie unserer Stadt wissen.
Das römische Theater, die Römersteine oder das ISIS-Heiligtum dürfte nur wenigen ein Begriff sein. Ich höre immer wieder, dass viele Touristen und Gäste überrascht sind von der langen und bedeutenden römischen Geschichte von Mainz und den vielen Zeugnissen aus dieser Zeit.
Mainz ist ein beliebtes Ziel. Nicht umsonst haben wir im letzten Jahr die magische Zahl von 1 Million Übernachtungen erstmals überschritten. Und wir wollen noch mehr Menschen in unsere Stadt holen.
Um dies strategisch anzugehen und auch weiterhin für kommende Entwicklungen gewappnet zu sein, haben wir vor einiger Zeit strategische Leitlinien formuliert und eine Tourismusstrategie entwickelt, die den Tourismus in Mainz für die kommenden Jahre justieren soll.
Erarbeitet wurden u.a. 6 strategische Themenfelder und insgesamt 81 Projektideen, von denen bereits einige umgesetzt wurden.
Bei dem Prozess waren sich alle Akteure einig, dass gerade auch beim Thema „Römisches Erbe“ noch unglaublich viel Potential liegt, und wir diese Karte viel offensiver spielen sollten.
Genau deshalb ist im Themenfeld „MAINZ – eine Stadt mit 2.000 Jahren Geschichte & Kultur“ das römische Mainz ein Schlüsselelement. Denn das römische Mainz ist heute vielfach noch erlebbar und in weiten Teilen auch sichtbar.
Sowohl die Fundstellen im Stadtgebiet (z.B. die Römersteine, der Drususstein, das Isis- und Mater Magna-Heiligtum oder das Römische Bühnentheater) als auch die Aufarbeitung in den Mainzer Museen, Ausstellungen usw. sorgen für Interesse bei nationalen und internationalen Touristen.
Und es ist richtig, dass viele Objekte weiter aufgearbeitet und auch touristisch nutzbar gemacht werden.
Wenn wir mehr Menschen für die römische Vergangenheit unserer Stadt begeistern wollen, dann ist diese Ertüchtigung und die Erlebbarmachung sehr wichtig.
Eine große Rolle bei dieser Erlebbarmachung spielen dabei auch die zahlreichen Stadtführungen, die die römische Geschichte zum Leben erwecken und die zu Tausenden gebucht werden.
Ein wichtiges Element bei der Erlebbarmachung sind digitale Technologien. In unserer hervorragenden und viel beachteten „MAINZ-App“ haben wir bewusst einen Schwerpunkt auf die 3D-Visualisierung des kulturellen Erbes der Stadt gelegt.
Für die App wurde das Römische Bühnentheater digital rekonstruiert und per Virtual Reality – also als interaktive 3D-Animation – erlebbar gemacht.
Für diese innovative Darstellung des Bühnentheaters haben wir erfreulicherweise sehr viel Zuspruch und viele positive Rückmeldungen bekommen. Genau deshalb wollen wir solche innovativen Angeboten langfristig gerne ausbauen. Die Menschen interessieren sich für Geschichte.
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir durch eine sichtbare und erlebbare Gestaltung das bereits vorhandene Interesse noch weiter steigern können – gerade auch für die römische Geschichte. Denn diese Epoche fasziniert nach wie vor unfassbar viele Menschen.
Und wenn Sie die APP noch nicht kennen – probieren Sie sie aus! Es lohnt sich!
Ich finde, dass wir als Stadt in Sachen „Römisches Erbe“ schon viel machen. Gleichwohl ist sicher noch Luft nach oben. Ich bin Ihnen bzw. der Initiative Römisches Mainz deshalb für Ihr großartiges Engagement sehr, sehr dankbar.
Sie möchten das Römische Mainz sichtbar und erlebbar machen, das Interesse und das Engagement für die Geschichte der Stadt und der Region wecken, vorhandene römische Zeugnisse erhalten, pflegen, erklären und zugänglich machen sowie noch verborgene Zeugnisse durch Ausgrabungen erschließen und für die Öffentlichkeit erhalten. Ihr Einsatz verdient Hochachtung und Anerkennung!
Und dieses Engagement wird wahrgenommen und gewürdigt. So haben Sie verdientermaßen im Jahr 2022 den Mainzer Tourismuspreis erhalten, der vom Verkehrsverein an besondere Akteure der Tourismusbranche verliehen wird.
Du, lieber Christian Vahl, hast damals wörtlich gesagt: „Wir wollen Mainzer Bürger durch unser Handeln für das römische Erbe begeistern. Wir hoffen, dass daraus Multiplikatoren erwachsen, die römische Lebensfreude, Kultur, Archäologie, Heilkraft in die Stadt, ins Land, in die Welt tragen. Das römische Mainz ist noch lange nicht entdeckt. Vieles schlummert noch im Untergrund. Jede Baustelle ist auch eine Chance zum neuen Erkenntnisgewinn.“
Und ich kann jedes Wort unterschreiben.
Unlängst haben wir ja wieder römische Spuren bei der TRON-Baustelle entdeckt, auf die Du, lieber Christian, dankenswerterweise den öffentlichen Blick gelenkt hast.
Das hatte zur Folge, dass jetzt genauere Untersuchungen angestellt werden, die sicherlich wieder zu einem neuen Erkenntnisgewinn führen.
Wenn man sich für eine Sache engagiert, dann ist es wichtig, sich einzubringen, sich einzumischen und manchmal den Finger in die Wunde zu legen. Und genau das macht die Initiative Römisches Mainz. Für uns als Stadt ist das nicht immer angenehm und schön, aber sachliche Kritik ist notwendig, wenn man etwas erreichen möchte.
Ich kann verstehen, dass Sie sich angesichts der Bedeutung des Themas ein noch stärkeres Engagement der Stadt wünschen, und Sie manchmal frustriert sind, dass bestimmte Projekte nur langsam umgesetzt werden oder sogar gar nicht. Häufig war die Finanz- und Haushaltssituation der Grund, und ich befürchte leider, dass dies angesichts der aktuellen Entwicklungen auch in Zukunft oft der Fall sein dürfte.
Aus meiner Sicht ist es aber gut investiertes Geld, das Menschen für Mainz begeistert. Deshalb wäre es auch wichtig – und dafür setze ich mich ein – wenn das Bühnentheater wieder bespielbar wäre. Andere antike Städte machen es vor. Mainz kann das auch.
Und wir hatten dort ja vor einigen Wochen auch die Premiere von „Amphitryon“, des 1. Sprechtheaters nach vermutlich 1600 Jahren – ein sehr besonderer Moment!
Was die Initiative Römisches Mainz aber auszeichnet, ist, dass sie eben nicht nur kritisiert und Missstände benennt, sondern immer auch Vorschläge macht und Ideen hat.
Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Sie sehen, es hat sich viel getan. Bei der touristischen Vermarktung unserer Stadt wird das Thema „Römisches Erbe“ mittlerweile ganz selbstverständlich mit bedacht. Ich möchte, dass die Menschen, wenn sie an die Römer denken, auch Mainz auf dem Schirm haben. Wir wollen das große Potential in diesem Bereich noch besser nutzen und sind da durchaus auf einem guten Weg. Aber fest steht auch, es ist noch Luft nach oben.
Aber lassen Sie uns das römische Erbe gemeinsam voranbringen. Nur zusammen kann man etwas erreichen.
Ich danke Ihnen noch einmal ganz herzlich für Ihren Einsatz und Ihr großartiges Engagement.
Ihnen allen wünsche ich jetzt ganz viel Spaß auf diesem Sommerfest, viele gute Gespräche und ein paar schöne Stunden.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!