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NOVITAS – Newsletter der IRM Ausgabe 3/2021

Liebe Freunde des Römischen Mainz, Liebe IRM-Mitglieder,

die 4. Corona-Welle hat uns erfasst, anders als gehofft und von einigen Politikern vorhergesagt. Jetzt wissen wir: Die Virologen hatten einmal mehr Recht – und noch kann niemand abschätzen, wann die Pandemie für uns alle ihren Schrecken verloren haben wird. Dazu beitragen können wir alle. Und so rät unser Vorsitzender, der ja nach wie vor als Mediziner tätig ist, dringend zu Impfungen und zum „Boostern“. Aber als wären diese Nachrichten in der Vorweihnachtszeit nicht schon negativ genug: Am 27.

November verstarb für uns alle überraschend unser Gründungs- und Vorstandsmitglied, der ehemalige Mainzer Oberbürgermeister Herman-Hartmut Weyel, im Alter von 88 Jahren. Ihm hat unser Vorsitzender einen Nachruf in dieser Ausgabe der „NOVITAS“ gewidmet.
Ihnen allen wünschen wir eine besinnliche Vorweihnachtszeit. Bleiben Sie auch im kommenden Jahr Ihrem Römischen Mainz und damit Ihrer IRM treu.
Ihr Vorstand der INITIATIVE RÖMISCHES MAINZ E.V.

Trauer um Herman-Hartmut Weyel

Die ruhige Hand des Ausgleiches, die Weitsichtigkeit und die Liebe zur Geschichte war überall zu spüren. Herman-Hartmut Weyel war Geburtshelfer der IRM. Ein Mann der ersten Stunde, immer aufmerksam, immer präsent, tatkräftig, mit einem wachen Blick in die Zukunft. Und das nicht zufällig: vielfach wird vergessen, dass die Ära Weyel im Oberbürgermeisteramt auch eine Ära des Denkmalschutzes war. Unzählige Einzelgebäude, aber auch manches Ensemble wird von ihm unter Schutz gestellt.

Wir profitieren noch heute von der Denkmalzone Karthaus, von dem Bereich Alte Patrone, erfreuen uns an dem Erhalt der Fischergasse/Rotekopfgasse, Baentschstraße und Jakobsbergstraße. Und wer weiß, was geschehen wäre, wenn er nicht die große Denkmalzone „Südliche Altstadt“ deklariert hätte. Große Bauvorhaben, darunter das Hilton Hotel, das einen besonderen Reiz als Fundort der Römerschiffen erhielt, als auch die Römerpassage, die ihren Namen auch der IRM und ihre Bedeutung dem Isis-Heiligtum verdankt, bleiben fest mit dem Namen Weyel verbunden.

Und natürlich in der Konsequenz das Römerschiffmuseum, das viele Mainzer noch heute als sein Museum ansehen. Ein Oberbürgermeister, der wirklich das Römische Mainz prägte und liebte und der möglich machte, was irgendwie möglich war. Das Römische Erbe war für ihn eine Herzensangelegenheit, so dass es für ihn kein Zögern gab, als ich ihn vor wenigen Wochen bat, sich ein weiteres Mal für die Wahl in den Vorstand der IRM zur Verfügung zu stellen. Die IRM ist dankbar und schätzt sich glücklich, dass wir ein großes Stück Weg mit ihm gemeinsam gehen durften. Prof. Dr. Christian Vahl

Mitglieder wählen neuen (alten) Vorstand
Am 14. Oktober fand im Bürgerhaus Mainz-Hechtsheim die Mitgliederversammlung mit Vorstandswahlen statt. Über das Amt des Vorsitzenden war aufgrund der in 2020 erfolgten Wahl von Herrn Prof. Dr. Christian Vahl nicht neu abzustimmen.

Von der Mitgliederversammlung wurden gewählt: Stellvertreterin: Dr. Marion Witteyer (einstimmig, bei eigener Enthaltung), Schriftführer: Dr. Stefan Merten (einstimmig, bei eigener Enthaltung), Schatzmeister: Udo Kaufhold (einstimmig, bei eigener Enthaltung). Frau Ried-Neumann scheidet auf eigenen Wunsch als Beisitzerin aus. Als Beisitzer wurden gewählt: Barbara Spannring, Gerhard Blödel, Herman-Hartmut Weyel, Bernd Funke und Peter Michael Scherf. Daniel Geissler wurde als kooptiertes Mitglied des Vorstands gewählt.


Stellungnahme des Vorstands zur Steinhalle
In der Mitgliederversammlung am 14. Oktober wurde der Wunsch geäußert, die Stellungnahme des Vorstands zur Steinhalle nochmals für alle Mitglieder zu veröffentlichen:
Die Initiative Römisches Mainz (IRM) begrüßt es ausdrücklich, dass durch die aktuelle Debatte um die optimale der Präsentation der Steinhalle des Landesmuseums die Wertigkeit des Römischen Erbes für die Stadt Mainz und das Land Rheinland-Pfalz stark in das öffentliche Interesse gerückt wird. Ausdrücklich wird dabei allen bisher vorgetragenen Positionen unterstellt, dass sie jeweils das aus ihrer Sicht Beste im Sinne des Römischen Erbes anstreben. Dabei entwickeln Archäologen und Kunsthistoriker, Museumsdirektoren und Kuratoren, Politiker und Bürgervertreter aus ihrer fachspezifischen Sicht eine jeweils unterschiedliche Herangehensweise. Angesichts dieser bereits in der Sache begründeten Konflikte hält die Initiative Römisches Mainz die keinen Widerspruch duldende Herangehensweise der Landesregierung an dieses sensible Thema nicht für sachangemessen.
Sie sieht darin einen Auslöser für die derzeit überhitzt geführte Debatte. Dem Grunde nach kann die IRM viele der vorgetragenen Positionen nachvollziehen. So auch die Idee eines Demokratielabors, durch dessen Besuch jede Schulklasse, die den Landtag besucht, automatisch mit dem Römischen Erbe der Stadt Mainz konfrontiert werden würde. Dennoch hält es die IRM für erforderlich, dass jetzt in einem fairen Austausch dem Landesmuseum Gelegenheit gegeben werden muss, die von ihm entwickelten Vorstellungen zur weiteren Gestaltung und die begleitende museumspädagogische sowie archäologische Konzeption in angemessener Weise öffentlich vorzustellen. Die IRM steht gerne bereit, zwischen den unterschiedlichen Interessen zu vermitteln und aktiv zu einer Lösung beizutragen, bei der der Präsentation und der pädagogischen Einbindung des wertvollen Römischen Bestandes an Steindenkmälern Rechnung getragen wird.


Weihnachtsgeschenk: Kalender Kultobjekte
Der Arbeitskreis unserer Ehrenamtler hat sich in diesem Jahr ein besonderes Projekt einfallen lassen, um die Initiative Römisches Mainz e.V. und besonders unsere Ausstellung in diesen schwierigen Zeiten zu unterstützen.
Sie haben gemeinsam einen Monats-Kalender für das Jahr 2022 mit Kultobjekten des Isis und Mater Magna Heiligtums gestaltet und drucken lassen. Dabei ist ein geschmackvoller Kalender im Querformat A4 entstanden. Um Ihnen einen Eindruck zu vermitteln, zeigen wir Ihnen das Deckblatt.

Eine erste Auflage war schnell vergriffen. Jetzt sind wieder einige Exemplar in der Taberna zu erhalten. Der Kalender kann zu den Öffnungszeiten der Taberna archaeologica eingesehen und für 9,60 Euro erworben werden. Der Erlös des Kalenders kommt den Projekten der IRM zugute. Übrigens: Das an dieser Stelle für Dezember angekündigte Buch unseres Vorstandsmitglieds Bernd Funke über das Römische Bühnentheater wird erst im ersten Vierteljahr 2022 erscheinen können, da der Verlag sich außerstande sah, den Drucktermin einzuhalten.

Wir wünschen eine geruhsame Weihnachtszeit und ein friedvolles Fest! Bleiben Sie gesund!

Ihr IRM-Vorstand

Erklärung des Bürgerrates zum Runden Tisch „Steinhalle“

Mehr Demokratie wagen – aber nicht durch Verdrängung kulturellen Erbes in
der Steinhalle des Landesmuseums

Seit 2016 nutzt der Landtag von Rheinland-Pfalz die sogenannte Steinhalle des
Landesmuseums Mainz als Ausweichquartier für seine Plenarsitzungen, da das historische Landtagsgebäude, das Deutschhaus, zu sanieren war. Der größte Teil der international bedeutenden Sammlung römischer Steindenkmäler wurde zuvor aus der Steinhalle ausgeräumt, damit der Plenarsaal und eine Lobby für den Landtag installiert werden konnten.

Einen sehr beträchtlichen Teil dieser römischen Steindenkmäler hat der Mainzer
Altertumsverein erworben und 1910 der Stadt übergeben. Das Land präsentiert diese
Sammlung (seit 1967 als Dauerleihgabe der Stadt) im Landesmuseum, darunter befinden sich so einzigartige Denkmäler wie der Grabstein des Mainzer Reeders Blussus und seiner Frau Menimane, der repräsentative Bogen des Ratsherrn Dativius Victor und die große Jupitersäule zu Ehren des Kaisers Nero.

Anders als ursprünglich zugesagt, will der Landtagspräsident nach der 2021 abgeschlossenen Sanierung des historischen Landtagsgebäudes die Steinhalle nicht wieder dem Landesmuseum Mainz zurückgeben, sondern auch zukünftig als Veranstaltungsort zur Vermittlung von Demokratie nutzen, wodurch das Landesmuseum Ausstellungsflächen in erheblichem Umfang verlöre.

In der Sorge, dass hier zwei wichtige politische Aufgaben in einer demokratischen Gesellschaft gegeneinander ausgespielt werden: einerseits der umfassende Erhalt kulturellen Erbes eines nahezu einzigartigen und international bedeutsamen Ensembles der „Steinhalle“ des Landesmuseums mit der Sammlung von antiken, frühchristlichen und den künftig hoffentlich noch stärker berücksichtigten jüdischen Denkmälern,
andererseits die Präsentation, Bewahrung und Vermittlung von Demokratie, begriffen als „Reallabor Demokratie“ setzen sich die Unterzeichner daher sehr entschieden für die folgenden Ziele ein:

1) Entfernung des Plenarsaalgestühls und der die Steinhalle in zwei Hälften trennenden
Zwischenwand, da die Raumwirkung der ca. 1.200 qm großen Steinhalle, der
historischen Reithalle des kurfürstlichen Marstalls, durch diese Einbauten in
erheblicher Weise beeinträchtigt wird und das Plenargestühl mehr als die Hälfte der
Ausstellungsfläche belegt,

2) eine umfassende, weiterentwickelte Präsentation der international bedeutenden,
nördlich der Alpen einzigartigen Sammlung römischer Steindenkmäler aus Mainz in der
Steinhalle als einem Ort, an dem das Römische Mainz in seiner Vielfalt und einmaligen
Dichte erlebbar ist, für Mainzerinnen und Mainzer, Mainz-Besucher*innen und die
internationale Forschung,

3) die Wiedereröffnung der seit 2004 geschlossenen Archäologischen Sammlung mit
wertvollen Beständen aus der Vorgeschichte, der Römerzeit und dem Mittelalter, die
Ausstellung von römischen Neufunden sowie die Wiedereröffnung der Prinz-JohannGeorg-Sammlung,

4) eine angemessene Präsentation auch der weiteren bedeutenden Museumsbestände,
die die menschliche Kunst- und Kulturgeschichte von der Steinzeit bis zur Gegenwart
umfassen, bei der kein Bereich zugunsten anderer Bereiche geopfert werden darf,

5) das Museum mit seinen vielfältigen Sammlungen als unentbehrlichen und aktuellen
Ort kulturpolitischer Weiterbildung für die Kunst- und Kulturgeschichte, insbesondere
auch für die Landesgeschichte ideell, aber auch räumlich und personell zu stärken.

Die Unterzeichner begrüßen die Initiative des Landtagspräsidenten zur Stärkung der
Demokratie. Allerdings darf das Landesmuseum Mainz, das in den letzten 20 Jahren bereits erhebliche Ausstellungsflächen verloren hat, nicht dafür genutzt werden, im Gegenteil die kulturellen Verluste würden der Umsetzung eines Demokratie-Labors eher schaden.
Wir plädieren dafür, das Demokratie-Labor an einem anderen, hierfür besser geeigneten Ort entstehen zu lassen und gemeinsam mit Trägern der historisch-politischen Bildung wie dem Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz, der Landeszentrale für politische Bildung und weiteren Konzepte zu entwickeln, die einer Stärkung der Demokratie (auch im Sinne von Bildungs- und Präventionsarbeit) wie der Wertschätzung von Lernorten der Demokratie dienen können.

Unterzeichner
Deutsche Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V., Landesverband Rheinland-Pfalz
Förderverein Stadthistorisches Museum Mainz e.V.
Stiftung Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz Mainz
Initiative Römisches Mainz e.V.
Institut für Kunstgeschichte und Musikwissenschaft JGU
Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie JGU
Mainzer Altertumsverein e.V.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.
Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie
Verband der Geschichtslehrer Deutschlands e.V., Landesverband Rheinland-Pfalz
Verein der Freunde des Landesmuseums e.V.
Verein für Sozialgeschichte Mainz e.V.

Mainz, den 26.05.2021

Pressemitteilung der Initiative Römisches Mainz zur Steinhalle

Die Initiative Römisches Mainz (IRM) begrüßt es ausdrücklich, dass durch die aktuelle Debatte um die optimale Präsentation der Steinhalle des Landesmuseums die Wertigkeit des Römischen Erbes für die Stadt Mainz und das Land Rheinland-Pfalz stark in das öffentliche Interesse gerückt wird. Ausdrücklich wird dabei allen bisher vorgetragenen Positionen unterstellt, dass sie jeweils das aus ihrer Sicht Beste im Sinne des Römischen Erbes anstreben. Dabei entwickeln Archäologen und Kunsthistoriker, Museumsdirektoren und Kuratoren, Politiker und Bürgervertreter aus ihrer Sicht eine jeweils unterschiedliche Herangehensweise. Angesichts dieser bereits in der Sache begründeten Konflikte hält die Initiative Römisches Mainz die einseitig vom Landtagspräsidenten getroffene Festlegung der weiteren Raumnutzung nicht für nicht sachangemessen. Sie sieht darin einen Auslöser für die derzeit sehr kontrovers geführte Debatte. Dem Grunde nach kann die IRM viele der vorgetragenen Positionen nachvollziehen. So auch die Idee eines Demokratielabors an diesem Ort, durch dessen Besuch beispielsweise Schulklassen, automatisch mit dem Römischen Erbe der Stadt Mainz konfrontiert werden würden. Dennoch hält es die IRM für erforderlich, dass jetzt in einem sachlichen Austausch dem Landesmuseum Gelegenheit gegeben werden muss, die von ihm entwickelten Vorstellungen zur weiteren Gestaltung und die begleitende museumspädagogische sowie archäologische Konzeption in angemessener Weise öffentlich vorzustellen. Die IRM steht gerne bereit, zwischen den unterschiedlichen Interessen zu vermitteln und aktiv zu einer Lösung beizutragen, bei der der Präsentation und der pädagogischen Einbindung des wertvollen römischen Bestandes an Steindenkmälern Rechnung getragen wird.