Eine Zusammenfassung der Podiumsdiskussion „Was tun mit unserem römischen Erbe?“

Am 14. Januar 2019 hat die IRM zur Podiumsdiskussion mit dem Thema „Was tun mit unserem römischen Erbe?“ in den Drusussaal auf der Zitadelle eingeladen. Zugegen waren Vertreter der Stadtratsfraktionen: Hannsgeorg Schönig für die CDU, Matthias Dietz-Lenssen für die SPD, Ansgar Helm-Becker für die Grünen, Cornelia Goldenbaum für die FDP und Dagmar Wolf-Rammensee für die ÖDP. Moderiert wurde die Veranstaltung von Peter Krawietz.

Im ersten Teil der Veranstaltung konnten die Fraktionsvertreter ihre Positionen zum Umgang mit dem römischen Erbe von Mainz allgemein abgeben. Während sich die SPD eher darauf fokussiert hat, was bereits durch den Stadtrat an Projekten auf den Weg gebracht wurde und wird, betonten CDU und FDP, dass die Stadt allein nicht die nötigen Mittel habe, um das römische Erbe mit der Sorgfalt zu behandeln, wie es wünschenswert und nötig sei. Beide Fraktionen gaben daher an, sich vor allem auf die Drittmittelsuche zu konzentrieren. Die ÖDP möchte hierbei die Stadt jedoch nicht aus der finanziellen Verantwortung entlassen und auch städtische Mittel erwirken, um dem römischen Erbe von Mainz die entsprechende Öffentlichkeitswirksamkeit zu verschaffen. Die Grünen betonten die Bedeutung der Vergangenheit von Mainz für die kulturelle Identität ihrer heutigen Bewohner, wofür eine Sorge um die römischen Denkmäler unerlässlich sei.

Im zweiten Teil der Podiumsdiskussion wurden den Fraktionsvertretern zuvor eingereichte Fragen zur Debatte gestellt. Auf konkrete Pläne zu einem Gesamtkonzept des römischen Erbes oder die Höhe bereitzustellender Mittel angesprochen, mochte sich keiner der Teilnehmer festlegen. Als Hauptproblem wurde der geringe Anteil an flexiblen Geldern des Stadthaushalts (etwa 2%) ausgemacht, womit allein keine ausreichende Pflege der römischen Denkmäler möglich sei. Fraktionsübergreifend wurde daher die Bedeutung von Drittmitteln betont. Ähnliche Schwierigkeiten zeigten sich bei der Frage nach einem Gesamtkonzept für das römische Erbe oder eine Fokussierung auf Einzelprojekte. Zwar waren sich die Fraktionsvertreter im Wesentlichen einig, dass die Erarbeitung einer übergeordneten, konzeptionellen Bewahrung und Aufarbeitung der römischen Geschichte von Mainz durchaus wünschenswert, jedoch aufgrund der fehlenden Finanzmittel und schon gar nicht von einzelnen Fraktionen zu bewerkstelligen sei. Daher wird wohl auch nach der Kommunalwahl im Mai der Fokus eher auf Einzelprojekten wie den Restaurierungen des Römischen Theaters oder des Drusussteins liegen. Dass besonders der Erhalt des Theaters dabei von enormer Bedeutung und Dringlichkeit ist, war allen Fraktionen bewusst. Wenn auch in der Theorie wünschenswert, wird es wohl in der Realität auch in Zukunft keinen eigenen Stadtarchäologen geben, der sich ausschließlich mit den Mainzer Denkmälern befassen würde. Auch hierfür fehlen die Mittel.

Zum Abschluss dieser Fragerunde wurde der potentielle Zwiespalt zwischen Denkmalschutz und Naturschutz beleuchtet. Während die Grünen und die ÖDP hier keinen Gegensatz sahen, sondern vielmehr eine produktive Kooperation anstreben, positionierten sich SPD und FDP – vor die Frage gestellt, welches Thema wichtiger sei, wenn man sich für eins entscheiden müsste – klar auf Seiten des Denkmalschutzes. Wie die ÖDP und die Grünen appellierten aber auch sie an das Streben nach Kompromissen, woran sich die CDU ebenfalls anschloss.

Im dritten Teil der Veranstaltung wurde die Diskussion für das anwesende Publikum geöffnet, welches diese Gelegenheit mit Freude ausschöpfte. So kam die Idee auf, die Römersteine oder gar das ganze römische Erbe für eine symbolische Mark an das Land zu „verkaufen“, um so einen größeren Etat für den Erhalt der Denkmäler zu bewirken – wie es in ähnlicher Weise in der Vergangenheit andernorts, so auch in Trier, bereits geschehen ist. Zwar waren die Fraktionsvertreter dieser Idee prinzipiell nicht abgeneigt, zweifelten aber – mit einem kleinen Augenzwinkern – an der Annahme dieses doch recht teuren „Geschenks“ durch das Land.

Die Thematik der Römersteine spielte anschließend noch eine Rolle, als es um das Problem der geplanten und sehr nah an das Denkmal heranreichenden Bebauung des angrenzenden Landes ging. Hier herrschte wiederum weitgehende Einigkeit, dass die Römersteine gepflegt und erhalten werden müssen, wobei die Umsetzung jener Bebauungspläne hinderlich wäre. Jedoch soll sich auch hier um eine Kompromisslösung bemüht werden, da angesichts der Wohnungsnot auch Wohnraum benötigt werde, wie die SPD betonte.

Angesprochen auf die fraktionsübergreifende Zusammenarbeit sowie die Beschaffung von Drittmitteln für andere Themen und das Scheitern ebendessen hinsichtlich des römischen Erbes, gaben die Fraktionsvertreter nahezu einstimmig zu, dass dies noch ein Desiderat darstelle. Die SPD brachte hierbei die Idee eines Masterplans ein, dessen Entwicklung jedoch mehrere Jahre und mehr als die zur Verfügung stehenden finanziellen und personellen Mittel benötigen würde. Zuletzt wurden den Fraktionsvertretern konkrete Aussagen zu ihren Plänen oder Ideen für das Römische Theater in den nächsten drei Jahren entlockt. Die Renovierung, Bespielbarkeit und damit verbundene Ausstattung mit sanitären Anlagen erhielten dabei die meiste Zustimmung, aber auch eine Überdachung und Beleuchtung wurden als wünschenswert vorgebracht. Nochmals gingen die Fraktionsvertreter auf das Problem der Finanzierung solcher Projekte ein und die CDU betonte die Bedeutung von Vereinen für die nötige Öffentlichkeitswirksamkeit solcher Themen, womit auch die IRM gemeint war, die ein „Stachel im Fleisch der Politik“ (Hannsgeorg Schönig) sei. (L.M.)